Pressemitteilung I 13.07.2017
Kinder mit Lese-, Rechtschreib- und Rechenstörung besser erkennen und unterstützen.
Das Bmbf fördert die Entwicklung einer evidenzbasierten Onlineplattform.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert mit 5,4 Millionen Euro die Entwicklung einer zukunftsweisenden Onlineplattform zur Diagnostik und Förderung von Kindern mit einer umschriebenen Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten (LONDI, vormals OnDiFoe). Im Zentrum stehen sechs Forschungsvorhaben zur schulischen Diagnostik und zur evidenzbasierten Förderung von Kindern, die erhebliche Probleme beim Lesen, Rechtschreiben und Rechnen haben.
Jeweils vier bis fünf Prozent der deutschen Grundschulkinder haben trotz regelmäßiger schulischer Unterrichtung und normaler Begabung ausgeprägte Schwierigkeiten im Lesen und/oder Rechtschreiben und/oder Rechnen. Wenn diese Probleme länger anhalten werden sie auch schulische Entwicklungsstörungen oder Legasthenie und Dyskalkulie genannt. „Da viele Kinder mit einer schulischen Entwicklungsstörung zu spät erkannt werden und keine Förderung erhalten besteht dringender Handlungsbedarf“, berichtet Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Ludwigs-Maximilians-Universität München (KJP), der gemeinsam mit seinem Kollegen, Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, Direktor des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) in Frankfurt am Main, dieses ambitionierte Forschungsvorhaben eingeworben hat und leitet.
„Unser gemeinsames Ziel ist, mit diesem Projekt eine Plattform zu entwickeln, auf der Lehrkräfte, Lerntherapeuten, Schulpsychologen und Eltern aktuelle, wissenschaftlich fundierte Informationen, sowie Tests und Fördermaterialien zur Verfügung gestellt bekommen, die Ihnen eine zeitnahe und evidenzbasierte Unterstützung der Kinder mit schulischen Entwicklungsstörungen ermöglicht“, betont Prof. Schulte-Körne.
Das Münchner Projekt hat seinen Schwerpunkt in der Bereitstellung individueller Förderempfehlungen und Entwicklung spezifischer Fördermaterialien. „Wir haben die Vision, dass alle Nutzer die Materialien für die Förderung effektiv verwenden werden. Die Besonderheit dieser Plattform ist, dass alle Inhalte evidenzbasiert sind. Ein Teil der Fördermaterialien wird online verfügbar sein, sich individuell an die Leistungsfähigkeit der Kinder anpassen und motivierend gestaltet sein“ beschreibt Prof. Schulte-Körne seine Erwartung an das Projekt.
Das Team in Frankfurt entwickelt diagnostische Methoden sowie Entscheidungshilfen zur Findung passender Diagnostikinstrumente.
Die beiden Professoren koordinieren seit sieben Jahren den BMBF Forschungsschwerpunkt „Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten“ (www.esf-koordinierung.de). Die bisherigen Forschungsergebnisse und Fördermaterialien, die in diesem Forschungsschwerpunkt entstanden sind, fließen in die Entwicklung der Onlineplattform mit ein.In Zielgruppenworkshops mit Lehrkräften, Eltern, Schulpsychologen und Lerntherapeuten werden deren Bedürfnisse und Anforderungen an die Onlineplattform erarbeitet und bei der Umsetzung berücksichtigt. Eine erste Version des Portals wird voraussichtlich 2021 zur Verfügung stehen.
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Kontakt
Forschungsvorhaben:
Prof. Dr. med. Gerd Schulte-KörneDirektor Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJP)Nußbaumstr.5a80336 München+49 (0)89 4400-55901,KJP@med.uni-muenchen.de,www.kjp.med.uni-muenchen.de
Prof. Dr. Marcus HasselhornDirektor Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF)Schloßstraße 2960486 Frankfurt am Main+49 (0)69 24708-214hasselhorn@dipf.dewww.dipf.de
Pressemitteilung I 07.05.2019
SPITZENFORSCHER-TREFFEN ZU LEGASTHENIE UND DYSKALKULIE SOWIE GAME-BASED LEARNING IN MÜNCHEN
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsvorhaben LONDI entwickelt eine Onlineplattform für Lernstörungen und organisiert vom 9. bis 10. Mai in München ein Symposium zu Legasthenie, Rechenstörung und Game-Based Learning mit international führenden Wissenschaftlern auf diesem Gebiet.
14 Prozent der Grundschulkinder haben eine störungsrelevante Beeinträchtigung im Lesen, Rechtschreiben und Rechnen. Da die Lese- und Rechtschreibstörung (LRS, Legasthenie) und die Rechenstörung (Dyskalkulie) bei vielen Kindern und Jugendlichen bis ins Erwachsenenalter erhebliche, vor allem schulische Schwierigkeiten verursachen und meist auch psychische Probleme auslösen, ist eine zentrale Aufgabe der Forschung herauszufinden, mit welchen Methoden diesen Kindern möglichst effizient und schnell geholfen werden kann. Das ist von gesellschaftlicher Bedeutung, zumal derartige Beeinträchtigungen häufig zu Schulversagen und zu enormen Kosten führen. Die Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung bei der Lese- und Rechtschreibstörung sowie Rechenstörung wurden veröffentlicht, werden jedoch in den Schulen nur zögerlich umgesetzt.
LONDI möchte das Wissen der Forschung im Bereich der LRS und Rechenstörung sowie im Game-Based-Learning in einer Onlineplattform vereinen. Dort sollen Informationen und Material zu Diagnostik und Förderung für die Zielgruppen (Lehrer, Therapeuten, Jugendämter und Eltern) bereitgestellt werden.
Auf dem Symposium werden die neuesten Forschungsergebnisse im Game-Based-Learning und der digitalen Diagnostik von Lernstörungen präsentiert. Apps werden zunehmend häufiger, oft wegen ihres spielerischen Charakters zur Förderung der Lernmotivation eingesetzt. Im Rahmen des Symposiums werden die Vor- und Nachteile dieser Game-Based-Förderung und der Anwendung von Apps vorgestellt (Dr. Brom, Prof. Masuch) und kritisch diskutiert. Bisher wurden die wenigsten Förderkonzepte hinsichtlich ihrer Wirksamkeit untersucht. App basierte Trainings zur Förderung der Aufmerksamkeit (Prof. Facoetti), der Rechenfähigkeiten (Dr. Kiili), zur Schulung der Diagnosefähigkeit bei Lehrkräften (Dr. Bauer), der individualisierten Diagnostik von Lernproblemen (Dr. Sood), Serious Games zur Förderung der Gesundheit bzw. in der medizinischen Rehabilitation (Dr. Agundez) stellen die verschiedenen Facetten dieser neunen Technologien in der Anwendung dar.
Ein wichtiges Ziel unserer Forschung, fasst Prof. Schulte-Körne – Lehrstuhlinhaber für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie an der LMU München und LONDI Koordinator zusammen mit Prof. Hasselhorn (DIPF, Frankfurt) – zusammen, ist, diese aktuellen Entwicklungen und bedeutsamen internationalen Forschungsergebnisse in der aktuellen Förderpraxis und in den Schulen umzusetzen. Dabei betont er, dass hierzu eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und Studien zu den Wirkfaktoren von Lern-Apps dringend notwendig sind.