Das Konzept der Lernverlaufsdiagnostik entstammt der US-amerikanischen Sonderpädagogik und wurde Anfang der 1990er Jahre von Stan Deno unter dem Namen „Curriculum-basiertes Messen“ etabliert.
Was ist Lernverlaufsdiagnostik?
Im Unterschied zu anderen diagnostischen Ansätzen werden bei der Lernverlaufsdiagnostik über einen längeren Zeitraum hinweg regelmäßig Tests gegeben, die stets ein und dieselbe Kompetenz messen und somit erlauben, individuelle Lernverläufe abzubilden.
Der Unterschied zwischen dem formativen und summativen Assessment
Lernverlaufsdiagnostik wird häufig auch formatives Assessment genannt, um sie vom sogenannten summativen Assessment abzugrenzen, der Sammelbezeichnung für Screenings, Leistungstests und schulische Lernkontrollen. Bei der Lernverlaufsdiagnostik geht es um die Beurteilung von Lernverläufen mit dem Ziel, eine bessere Förderung zu ermöglichen. Im Gegensatz dazu geht es beim summativen Assessment um die Feststellung eines Ist-Zustands zum Treffen einer Entscheidung, wie z.B. eine Versetzung oder eine Störungsdiagnose.
Welche Informationen bietet eine Lernverlaufsdiagnostik?
Eine Lernverlaufsdiagnostik bietet durch das regelmäßige Testen eine zeitlich detaillierte Abbildung von Kompetenzveränderungen. Viele Verfahren der Lernverlaufsdiagnostik erfassen auch relevante Teilfertigkeiten eines Leistungsbereichs, wie zum Beispiel Lesegeschwindigkeit und Leseverständnis im Bereich Lesen. Diese werden separat abgebildet und mit dem Klassendurchschnitt verglichen. So können nicht nur die Kinder identifiziert werden, die hinter dem Klassendurchschnitt zurückfallen, sondern auch solche, deren Lernverläufe stagnieren oder diejenigen, die punktuelle Defizite in Teilfertigkeiten haben bei ansonsten unauffälliger Leistung.
Ergebnisse einer Lernverlaufsdiagnostik in den Beispielgraphen
Die folgenden Beispielgraphen zeigen die Lernverlaufskurve und die typischen Informationen, die man durch eine Lernverlaufsdiagnostik erhält. Dargestellt werden die Leistungen im Bereich Lesen der fiktiven Schülerin Maria Mustermann aus der computerbasierten Lernverlaufsdiagnostik quop.
Die Entwicklung der individuellen Leistung in Teilbereichen des Lesens (Vierecke) wird über mehrere Messzeitpunkte abgebildet und mit dem Median der Klasse (Kreise) in Vergleich gesetzt. Der Median bildet den Wert ab, über und unter dem jeweils die Hälfte der Klasse liegt und bietet eine gute Orientierungshilfe zur Einordnung von Individualleistungen.
In diesem Beispiel wurde die Leseleistung erfasst über
die Lesegenauigkeit – die Anzahl korrekt gelesener Wörter,
das textbasierte Leseverständnis – die Anzahl richtig beantworteter Fragen zum Text.
Wie kann eine Lernverlaufsdiagnostik Förderung unterstützen?
Förderung ist dann am wirksamsten, wenn sie an die individuellen Lernvoraussetzungen und Lernstände der Schülerinnen und Schüler angepasst ist.
Bei regelmäßiger Erfassung der individuellen Lernfortschritte gelingt es Lehrpersonen besser, wirksam individuell zu fördern. Lernverlaufsdiagnostiken helfen dabei durch eine kurze, zumeist computerbasierte, Testung relevanter Fähigkeiten in regelmäßigen Abständen, besonders wenn sie für Lehrkräfte graphisch aufbereitet zur Verfügung gestellt werden.
Frühzeitiges Erkennen von stagnierenden Lernverläufen erlaubt präventives Handeln, bevor es zu ernsthaften Leistungsproblemen kommt.
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